Die Nachtwache by Stewart Sean

Die Nachtwache by Stewart Sean

Autor:Stewart, Sean [Stewart, Sean]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-26T20:38:18+00:00


Sie gingen die Keefer Street entlang bis zur Barrikade an der Columbia Street. »Ich habe gegen zwei Uhr heute Morgen einen meiner Männer verloren«, berichtete der Hauptmann und schüttelte den Kopf. »Zhang ist über die Barrikade gesprungen. Eins der Ungeheuer hatte ein Gewehr. Knallte Zhang ab und rannte weg. Seither nicht viel los.«

»Euer Verlust erfüllt mich mit Trauer.«

»Herr Minister? Wir haben Flugzeuge gehört. Kommen die Schneeleute?«

»Ja.« Ein Grinsen erhellte die Gesichter von Wasserspinnes Männern. Sie jubelten ihm zu, als er davonging. Er ließ es geschehen.

Die Hastings Street war noch einen Block entfernt. Neonlampen summten und knisterten in der Luft: Drachen und Sterne und fallende Münzen. Über dem Sohn Nummer Eins Kasino ließ ein riesiger purpurner Buddha Goldmünzen durch seine fetten elektrischen Finger rieseln. »Ihr habt Euren tapferen Soldaten gar nicht gesagt, auf wen es die Schneeleute vielleicht abgesehen haben«, sagte Johnny.

»Dieser Trupp besteht aus sechs Mann.« Der Regen trommelte eintönig auf Wasserspinnes Regenschirm. »Wisst Ihr, wie lange einer der Schneeleute brauchen würde, um sie alle zu töten?«

»Alle. Alle sechs?«

»Weniger als eine Sekunde«, sagte Wasserspinne. »Weniger als die Zeitspanne von einem Herzschlag zum nächsten.«

Johnny fiel keine geistreiche Bemerkung ein.

Wasserspinne wartete eine Lücke zwischen den Rikschas ab und stürzte sich in den Verkehr auf der Hastings Street. In dem Augenblick, da er den Gehweg verließ, verließ er Chinatown selbst und betrat Niemandsland. Horden von Messerstechern und Taschendieben wirbelten um ihn her, Krüppel und Amulettverkäufer mit Halsketten aus Krepppapier, Prostituierte mit aufgesetztem Lächeln, die Alten, die Armen, die Törichten und die Verwegenen: Sie alle waren hier versammelt, ein verrufener Strom, und als er darin eintauchte, spürte er, wie alles, was er war, sich von ihm löste, sein Pflichtbewusstsein und seine Gelehrsamkeit, sein Fleiß und seine Korrektheit, als wäre er eine Art Tee und seine Tugenden verflüchtigten sich in diesem schmutzigen Wasser. Auf der anderen Straßenseite begann eine andere Welt, und er war ein anderer Mann, als er sie betrat.

»Ich fühle mich durch Eure Gesellschaft sehr geehrt«, sagte er zu Johnny Ma. »Doch ab hier muss ich allein weiter.«

Johnny nickte. »Was zieht Euch hierher, Spinne?«

»Mein Vater«, antwortete er.



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